Das versichere ich Dir!

Nachdem ich nicht mehr als Fleischer sein wollte, musste natürlich etwas Neues her.
Doch was?
Ich habe mir hier viel Zeit gelassen etwas zu finden, wie ich künftig meinen Arbeitsalltag gestalten wollte. Und dazu habe ich viele Zeitungen gewälzt, viele Berufsbilder studiert und auch viele Gespräche mit vielen Menschen geführt.

Und ja, Berufswahl ist per se nicht einfach. Meine persönliche Erleuchtung hatte ich dann nach einem Gespräch mit meinem guten, alten Bekannten Christian Berger, der damals für die Vereinte Versicherungen als selbstständiger Vertreter arbeitete.

Er verschaffte mir einen Kontakt innerhalb dieser Versicherung. Geführt hatte ich schlußendlich allerdings das Gespräch mit einem Mitarbeiter der Allianz Versicherung, da die Vereinte damals gerade von der Allianz übernommen wurde.

Es war das mit Abstand längste Bewerbergespräch, was ich führen durfte. Und das, wo es noch nicht einmal ein Assessment Center gab.
In Summe war das Bewerbungsgespräch 6 Stunden lang und auf zwei Tage aufgeteilt. Einmal fand es in dem heiligen Hallen der damals von existenten Filialdirektion Kiel statt, der weitere Teil bei mir zuhause.

Nun mag man sich fragen, ob das nicht überdimensioniert sein mag. Allerdings passte das aus meiner Sicht sehr gut, da man sich über einen solchen Zeitraum schon recht gut kennenlernen kann und zu Fragen kommt, die man gegebenenfalls sonst nicht gestellt htte oder auf die man sonst gar nicht gekommen wäre. Und es zeigte schon, ob gegenseitig ein gesteigertes Interesse bestand.

Bis es zu diesem Gespräch kam, hatte ich es mir allerdings schon nicht sehr einfach gemacht. Man kennt schließlich den alten Spruch, „Wer nichts wird, wird Wirt. Ist ihm dieses nicht gelungen, so macht man in Versicherungen.“

Aber mein Interesse, eben auch an komplexen und vielleicht für manche Menschen eher trockenen Sachverhalten, war gegeben und hoch.

So begann ich meine Tätigkeit bei der Allianz. Und da man dort seine Mitarbeiter seriös auswählt und einsetzt, wurde ich zur Ausbildung bei einem Vertreter in Stockelsdorf eingesetzt. Die weitere theoretische Ausbildung erfolgte durch die Allianz und war sehr fundiert und endete dann auch mit einer Prüfung zum Versicherungsfachmann (BWV).

Mein Einsatzvertreter hatte seinen Kundenstamm vorwiegend in den neuen Bundesländern, sodass ich natürlich sehr viel unterwegs war. Das hat natürlich sehr viel Vorteile, sieht man doch auch viel von dem Land, in dem man lebt und die benachbarten Bundesländer sind wirklich landschaftlich wunderschön.

Und die Aufgaben als Versicherungsfachmann sind sehr vielschichtig und auch sehr wichtig für die Kunden. Auch, wenn der Kunde es vielleicht nicht immer einsehen möchte und eventuell auch, wenn er denn Glück hat, die Leistung der Versicherung nie in seinem Leben in Anspruch nehmen muss oder kann, je nach dem, von welcher Seite man es auch sehen mag.

Die Aufgabe der Versicherung ist es generell, einen Kunden auf mögliche Versicherungslücken hinzuweisen und ihm aufzuzeigen, wie man diese ganz oder teilweise schließen kann. So weit erst einmal die Theorie. Und bis hierhin klingt es auch einfach und charmant.

Die Harausforderung ist natürlich, dass man diese Lücken zwar berechnen kann und die Berechnungen auch im Regelfall sehr konkret sind. Allerdings ist man natürlich kein Fleischer mehr. Man verkauft kein Kotelett oder Aufschnitt, was der Kunde in die Hand nimmt, wenn man sich einig ist. Man verkauft hier eine sinnvolle Idee, eine Sicherheit, ein Versprechen, was man nicht anfassen kann. Und der Kunde gaubt meist, dass es vielleicht jeden anderen auf dieser Welt treffen mag, aber ihn doch auf keinen Fall.

Wohl dem, bei dem dieses eintrifft. Doof allerdings, wenn der versicherbare Fall eintritt und man sich gegen eine Absicherung entschieden hat. Dann ist die Lücke, über die man gesprochen hat, immer noch da und vielleicht kann diese Lücke dann nicht aus eigenen Mitteln des Kunden geschlossen werden.

Und ja, das Leben hat so viele mögliche Lücken vorbereitet… Um sie alle zu schließen, muss man schon gut verdienen oder so jung sein, dass die Prämien der Versicherung noch relativ überschaubar sind.

Von daher ist der Mensch von der Versicherung natürlich nicht immer gerne gesehen. Aber er will in der Regel nichts Böses, sondern Menschen vor Schaden bewahren.

Von daher, seid nicht genervt, wenn bei Euch ein Mitarbeiter der Versicherung einen Termin mit Euch machen möchte. Anhören kostet erst einmal nichts. Und nur wer seine Lücken kennt, der kann auch besser darüber entscheiden, ob das Risiko von einem selbst oder von anderen getragen werden soll.

Wenn Ihr noch ein wenig mehr über diesen Beruf erfahren mögt, dann ist hier eine interessante Zusammenfassung dazu.

Mein Vertreter war schon besonders und als Verkäufer sehr aktiv. Er war sehr ambitioniert und ein starker Verkäufer, der ich selbst nie werden würde. Ich war hier mehr so der Berater, der also egal was er macht, immer einmal mehr zum Kunden gehen muss, als der reine Verkäufer. Dennoch kam ich auf meine erforderlichen Zahlen und konnte von meinem Grundgehalt und meiner Provision gut leben. Aber die Art meines Vertreters und meine eigene waren nicht so kompatibel, dass die Verbindung dauerhaft sinnvoll wäre.

Ich veränderte mich daher zum Leiter eines Bezirksinspektorates, was deutlich mehr meinem Naturell entsprach. Als eben solcher war ich für eine gewisse Anzahl von nebenberuflichen Vertretern zuständig und habe diese eingestellt, geschult und mit ihnen deren Kunden besucht und beim Verkauf unterstützt. Und darin war ich deutlich besser als nur beim Verkauf beim Kunden. Ich wurde in meiner Funktion dann auch für diesen Kreis der nebenberuflichen Vertretern Ausbildungsleiter und wurde auch für die hauptberuflichen Mitarbeitenden als Dozent angefordert.

Irgendwann begab es sich jedoch so, dass durch ein Umstrukturierung innerhalb der Allianz dieser Bereich der nebenberuflichen Vertreter weitgehend eingestellt wurde, was dann natürlich zu Lasten meiner Position ging. Ich wurde dann zum selbstständigen Hauptvertreter der Allianz. Allerdings war ich immer noch ein guter Berater und nur ein mittelmäßiger Verkäufer. Ich konnte mich davon gut ernähren, aber als ich in meinem Bestand einen feindlichen Angriff hatte, der meine Verträge zu einer anderen Versicherung umdeckte, musste ich mich über meine nächsten Schritte entscheiden.

Und so entschied ich mich nach sieben tollen Jahren, dass es für mich an der Zeit ist weiterzuziehen.

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